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DRK-Kreisbereitschaftsleitung im Interview

Die Kreisjahreshauptversammlung des Deutschen Roten Kreuzes steht an diesem Freitag um 19:30 Uhr in der Feldahalle bevor. Die Kreisbereitschaftsleitung gab kürzlich ein Interview auf Schloss Romrod, dass einen ersten Ausblick auf die große Zusammenkunft der Rotkreuzhelfer wirft.

Kreisbereitschaftsleiter Ulf Immo Bovensmann (rechts) und sein Stellvertreter Andreas Fischer

Im halbjährlichen Resümee zogen Ulf Immo Bovensmann und Andreas Fischer eine beindruckende Bilanz für die Ehrenamtlichen in den neun Bereitschaften und dreizehn Ortsvereinen. Weit über 50.000 Stunden wurden von den rund 500 Helfern geleistet, doch die Zahl der Aktiven im DRK nimmt ab. „Früher hatten unsere Helfer eine hohe Flexibilität, heute ist der Beruf wichtiger und es gibt ein verändertes Freizeitverhalten“, so Bovensmann. Dies wirke sich besonders auf die sogenannten Sanitätsdienste aus, von denen bisher etwa siebzig geleistet wurden. „Es gibt Dienste, die wir nicht mehr besetzen können“, so der Kreisbereitschaftsleiter. Aus seiner Sicht sind hohe Anforderungen und fehlendes Personal ursächlich, dass die Ausrichtung eines Sanitätsdienstes nicht mehr zur Selbstverständlichkeit gehört. Die bisherigen Dienste liefen aus Sicht von Andreas Fischer relativ ruhig, abgesehen von Extremveranstaltungen. So half die DRK-Bereitschaft Romrod beispielsweise bei einem Technofestival oder die DRK-Bereitschaft Mücke beim J.P. Morgan-Lauf, die meisten Sanitätsdienste mussten jedoch bei Pferdesportveranstaltungen gestellt werden.

Bei insgesamt acht Einsätzen waren die Bereitschaften des DRKs im Vogelsbergkreis gefragt, meistens zur Absicherung von Feuerwehreinsätzen. Am Faschingsumzug in Mücke leisteten die Rotkreuzhelfer an einem einzigen Tag 450 ehrenamtliche Stunden, bei dem Alsfelder Pfingstmarkt waren es knapp über 200 Stunden. Für den Blutspendedienst wurden rund 2.500 Stunden von den Ehrenamtlichen geleistet, doch auch hier merkt das DRK einen Rückgang. Die Spendenbereitschaft sinke und mit ihr auch die angebotenen Termine und Orte. Rund 2.000 Menschen konnten bei 23 Terminen an 10 Orten zum Aderlass motiviert werden.

Eine wahre Herausforderung war die Bewältigung des Einsatzes für Flüchtlinge. „Wir wussten immer, dass irgendwann der Tag X kommt“, blickte die Kreisbereitschaftsleitung auf das Ereignis zurück. Es habe sich gezeigt, warum Decken über Jahrzehnte gelagert werden. „Wir haben alles gebraucht, was wir hatten“, so Fischer. Die Helfer seien teilweise mit belastenden Verletzungsmustern konfrontiert worden, beispielsweise Schusswunden. „Die Krisen in der Welt sind bekannt, wir sind dazu auch in der Hessischen Landesverstärkung engagiert, aber wir helfen primär vor Ort“, sagte Bovensmann dazu. Derzeit ist in der Gemeinde Mücke noch einer Kleiderkammer für Flüchtlinge in Betrieb. Die weitaus größere Arbeit werde derzeit aber in die Ersatzbeschaffung von Zelten und weiterer Ausrüstung investiert. „Es war ein größerer Einsatz seit Jahren, auf den wir jedoch positiv zurückblicken“, resümierten Bovensmann und Fischer.

Für den Bereich der Ausbildung in der Ersten Hilfe berichten die Kreisbereitschaftsleiter von einer erheblichen Änderung. Statt bisher 16 Unterrichtseinheiten, sind nun nur noch 9 Einheiten für einen Schein nötig. „Das Themenspektrum wurde eingeschränkt und vereinfacht, es gibt mehr Praxis statt Theorie“, so der ausbildungsbeauftragte Andreas Fischer. Aus seiner Sicht laufen die neuen Kurse gut, jedoch fehlten auch auf diesem Gebiet engagierte Helfer. Man versuche nun verstärkt mit anderen Landkreisen zusammenzuarbeiten. Zur technischen Ausstattung teilte die Kreisbereitschaftsleitung mit, dass die Umrüstung auf den Digitalfunk langsam anlaufe. Von den Bereitschaften werden der zweite Sanitätszug und der erste Betreuungszug des Vogelsbergkreises gestellt. Ende August führten die Einheiten eine spezielle Ausbildung für die Wasserrettung und den Hochwasserschutz durch.

Um das Engagement im Deutschen Roten Kreuz zu erleichtern, wurde kürzlich die Aktion „Team Hessen“ ins Leben gerufen. Aus Sicht der Kreisbereitschaftsleiter habe sich bei Flüchtlingsströmen oder Hochwasserlagen gezeigt, dass eine Bereitschaft zur Spontanhilfe herrscht. Der Hessische Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes will nun gezielt Menschen ansprechen und ausbilden, die sich ohne besondere Verpflichtung engagieren möchten. „Vielleicht ist das ein Schlüssel gegen Personalengpässe“, so die Kreisbereitschaftsleiter.

Text- und Bildquelle: Philipp Weitzel

4. Oktober 2016 20:52 Uhr. Alter: 8 Jahre