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Alarmübung rief Armada von Rettern auf den Plan
Blaulichter, Martinshörner und dutzende Rettungskräfte säumten am Samstagmorgen Kirtorfs Straßen. Eine sogenannte Alarmübung von Feuerwehr und DRK rief eine Armada von Rettern zum Haus am Gleenbach.
Ein Feuer in dem Alten- und Pflegeheim sollte nicht nur die ehrenamtlichen Helfer, sondern auch das Personal der Einrichtung vor ein Worst-Case-Szenario stellen. Selbst aus dem von Kirtorf rund 20 Kilometer entfernten Nieder-Ohmen rückten dazu DRK-Einsatzkräfte an. Die Übung war so geheim und unangekündigt, dass allen Beteiligten in den ersten Minuten sichtlich der Schreck im Gesicht stand. „Weder das Personal, noch die Rettungskräfte wussten im Voraus von der Übung“, teilte Stadtbrandinspektor Heino Becker mit. Lediglich wenige Führungskräfte und die Heimleitung waren in das Szenario eingeweiht. „Wir haben Anfang des Jahres eine Brandschutzschulung mit der Feuerwehr durchgeführt, nun wollten wir den Ernstfall üben“, erklärte Heimleiterin Carola Braika. Komplett gecastete Heimbewohner wurden eigens dazu in der Einrichtung untergebracht, während sich die regulären Bewohner im Speisesaal befanden.
Mit einer Nebelmaschine wurde ein Zimmerbrand im zweiten Obergeschoss simuliert, der die automatische Brandmeldeanlage des Hauses anschlagen ließ. Sekunden später ertönten in der Stadt an der Gleen die Feuersirenen und vielerorts „piepsten“ die Alarmierungsgeräte. Das aufgeschreckte Pflegepersonal fand zeitgleich eine verschlossene Zimmertür vor, aus der „Rauch“ quoll. Im Schlafanzug, vom Frühstückstisch getrennt oder von der Samstagsarbeit weggerissen waren die Helfer von DRK und Feuerwehr nur Minuten später im Rettungsdress zur Stelle. Das Pflegepersonal wartete sichtlich angespannt auf die Hilfe, nachdem es fast routiniert alle erforderlichen Maßnahmen ergriffen hatte. „Die Mitarbeiter waren wirklich erschüttert“, so der Stadtbrandinspektor. Trotz der Schreckminuten am Morgen handelten sie aus seiner Sicht vollkommen richtig und erhielten von der kompletten Feuerwehrführung ein großes Kompliment.
Für die Frauen und Männer der Feuerwehr galt es bei der Übung nicht nur den fiktiven Brand zu löschen, sondern auch das Gebäude zu evakuieren. Mit schwerer Atemschutzausrüstung drangen die beiden Feuerwehrleute Fabian Sprankel und Torsten Blenk in das „brennende“ Zimmer zur Brandbekämpfung und Rettung vor, über Funk wachsam verfolgt wurden sie dabei von Alexander Merle an der Atemschutzüberwachung. Währenddessen evakuierten ihre Kameraden mit Unterstützung der Feuerwehr aus Lehrbach die gecasteten Bewohner, die teilweise Verletzungen aufzeigten. Zeitgleich waren daher zehn Einsatzfahrzeuge der DRK-Bereitschaften aus Kirtorf, Homberg, Nieder-Ohmen, Mücke, Gemünden, Alsfeld und Romrod zur Unterstützung auf dem Weg. Neben Notfallkrankenwagen und Mannschaftstransportwagen waren auch ein Einsatzleitwagen und ein Gerätewagen im Einsatz. Geleitet wurde das Zusammenspiel der verschiedenen DRK-Teileinheiten des 1. Betreuungszuges und 2. Sanitätszuges von den beiden Zugführern Ulf-Immo Bovensmann und Jürgen Geißler.
Die Retter versorgten die Evakuierten vor Ort und richteten in der Gleentalhalle eine Notunterkunft mit Behandlungsplätzen ein. „Es müssen überwiegend Rauchgasvergiftungen behandelt werden“, erläuterte Bereitschaftsleiter Ulf-Immo Bovensmann in der Gleentalhalle. Der leitende Notarzt Michael Buff war dazu auch im Einsatz. Er erklärte, dass zur Behandlung von sogenannten Rauchgasintoxikationen eine Sauerstofftherapie eingesetzt wird. Zur Diagnose einer Rauchgasvergiftung kann laut seinen Angaben bei der Leitstelle in Lauterbach ein Gerät zur Bestimmung des Kohlenmonoxidgehalts im Blut angefordert werden. Wenn Kohlemonoxid als Rauchgas eingeatmet wird, gelangt es über die Lunge in den Blutkreislauf, wo es den Sauerstofftransport behindert. Kohlenstoffmonoxid bindet etwa 325-mal stärker an den roten Blutkörperchen als Sauerstoff. Bei einer Konzentration von 0,1 Prozent in der Atemluft wird bereits die Hälfte der roten Blutkörperchen deaktiviert, wenige Atemzüge können dann bereits zu schweren Vergiftungserscheinungen führen.
Patientenprotokolle und Begleitkarten waren ebenfalls Gegenstand der Übung, für jeden einzelnen „Patienten“ füllten die DRK-Helfer mehrere Papiere aus. „So geht uns keiner verloren“, erklärte DRK-Helferin Jutta Schmidt. Und sie behielt Recht: Jede evakuierte Person wurde erfasst und rundum betreut. Nach über zwei Stunden endete das Übungsszenario mit durchweg zufriedenen Gesichtern bei allen Beteiligten. „Es lief alles sehr gut“, unterstrichen alle Führungskräfte.
Text- und Bildquelle: www.vogelsberg-nachrichten.de